KARL HEINZ – Ich mache morgens das Fenster auf.
von K.-H. Bölling
Ist er verwirrt? Ein Idiot? Eigentlich nicht.
Eigentlich ist Karl-Heinz ganz normal – sanft, freundlich, unschuldig.
Wenn da bloß nicht seine Obsessionen wären. Vor allem diese:
jeden Morgen muss er das Fenster seiner Wohnung öffnen. Sperrangelweit.
Es geht nicht anders, er muss es tun – zwanghaft, getrieben unerbittlich.
Und dann dauert es nicht lange, bis seine Mutter das Fenster wieder schließt.
Obwohl die auf dem Friedhof liegt, in einem Sarg, in den längst die Erde eingebrochen ist.
Das weiß Karl-Heinz ganz genau.
Und doch ist sie da, greifbar, lebendig – sie schimpft mit ihm und jammert, murmelt und krächzt und grinst ihn an.
Soll das Fenster offenstehen? Muss es geschlossen sein?
Ein ewiges Hin und Her, ein Auf und Zu, ein Für und Wider. Karl-Heinz und seine Mutter!
Auf immer miteinander verwoben in ihrem irrwitzigen Tanz umeinander, komisch und tragisch zugleich.
Und so weit nicht entfernt von unser aller Obsessionen, Endlosschleifen, Käfigen.

Den liebenswerten, den lächerlichen und den todernsten.

Regie und Texteinrichtung
ULRICH LAMPEN
(u.a.Hörspiel-Autor, Regisseur, SWR, HR, BR und Deutschland Radio)

Spiel
CHRISTIAN KLISCHAT
(u.a. Staatstheater Wiesbaden, Nationaltheater Weimar, Hans-Otto-Theater Potsdam)

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